Patriot: FDP und CDL wollen Post zum Uniongelände lotsen
Patriot-Verfasser:
Von Dominik Friedrich
und Stefan Niggenaber
Lippstadt – Die teils erbitterten Diskussionen rund um das Postgelände und das dort von einer Investorengruppe geplante Wohnschiff am Lippertor blenden eine Tatsche aus Sicht der Liberalen und Christdemokraten vollkommen aus. Die Post werde noch mindestens einige Jahre dort ihr Verteilzentrum belassen (müssen). „Bevor dort die Bagger anrollen, müssen in Lippstadt von Verwaltung und Politik erst mal andere Hausaufgaben gemacht werden“, so Godehard Pöttker, Fraktionsvorsitzender der FDP.
Das lenke automatisch den Fokus auf das Uniongelände südwestlich der Altstadt. „Die innenstadtnahe Industriebrache eignet sich hervorragend für einen möglichen neuen Standort für das Postverteilzentrum“, so Dieter Holzhauer, CDL-Mitglied und für die gemeinsame Fraktion im Ausschuss Bauen, Umwelt und Mobilität.
Damit nimmt die FDP ein langjähriges CDL-Thema auf. Diese hatte schon in der letzten Ratsperiode gefordert, auf dem Uniongelände die neue Feuer- und Rettungswache anzusiedeln. Platz wäre für beides reichlich vorhanden.
Als dritten „Big Point“ sehen FDP und CDL die Chance, die Südtangente endlich in Angriff zu nehmen. „Mit Arne Moritz auf Seiten der Verwaltung und dem im letzten September neu gewählten Rat kann seitens der Stadt nun unvoreingenommen verhandelt werden“, so Jürg Haseloff von der FDP. Mit Anträgen im Haupt- und Finanzausschuss und im Rat möchte die FDP-Fraktion dieses für Lippstadt wichtigste Thema zurück auf die Tagesordnung bringen.
Auf die Euphoriebremse drückt jedoch umgehend die Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft (GWL), der als Stadt-Tocher gemeinsam mit der Wirtschaftsförderung Lippstadt (WfL) 25 Prozent der Fläche des Uniongeländes gehören. Der technische Geschäftsführer Johannes Althoff rechnet nicht mit einer kurzfristigen, sondern eher mit einer mittel- oder langfristigen Lösung für das Areal. Knackpunkt ist der kontaminierte Boden. Ein seit 2020 vorliegendes Bodengutachten brachte zum Teil gute, aber zum Teil auch schlechte, von Altlasten geprägte Bereiche zum Vorschein. Geschick sei nun im Umgang mit den belasteten Böden gefragt, meinte Althoff. Er brachte etwa die Variante eines so genannten Landschaftsbauwerkes ins Spiel. Heißt konkret: Nicht alle Altlasten werden entsorgt, sondern abgedichtet, gesichert und mit einer Rekultivierungsschicht überzogen. Jede Tonne entsorgtes Material würde schließlich laut Althoff 100 Euro kosten. „Da würden Millionen zusammenkommen“, mutmaßt der GWL-Chef.
Für eine neue Nutzung auf dem Uniongelände müssten zudem alle Seiten mitspielen. Sprich: Auch die Haupteigentümer-Familie Seiger (75 Prozent) muss aus der Deckung kommen. „Der Ball liegt bei Seiger. Über seine Fläche läuft ein Großteil der Südtangente“, erklärte Althoff. Wie die Familie Seiger zum Vorstoß von FDP und CDL steht, ist nicht bekannt. Sie war für eine Stellungnahme bislang nicht erreichbar.
Die GWL selber habe derweil aktuell nicht den großen Leidensdruck. „Wir haben unsere Fläche vermietet“, berichtete Althoff. Hella lagert dort derzeit Kartonagen. „Und meines Wissens wird die Fläche auch weiter von Hella benötigt“, sagte Althoff.
Bleibt noch die Post. Hat die überhaupt Interesse vom Lippertor an die Union zu wechseln? „Dazu kann ich ihnen leider nicht viel sagen“, berichtet der zuständige Pressesprecher Rainer Ernzer auf Nachfrage. „Klar ist, dass wir auf der Suche sind“ – zumal der bisherige Standort den Anforderungen, „vor allem mit Blick auf den wachsenden Paketmarkt“, nicht mehr genüge. Aktuell liefen deshalb gleich mehrere Gespräche für potentielle Neu-Standorte in Lippstadt. Doch bevor die Tinte nicht trocken sei, könne er auch nichts vermelden, so Ernzer.