Patriot: Ampeln nachts den Stecker ziehen?
Sollen die Ampeln auf der Udener Straße nachts abgeschaltet werden, um unnötige Stops zu vermeiden? Und soll auf der Westtangente auch tagsüber eine „grüne Welle“ eingerichtet werden? Oder dient es viel mehr der Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer, wenn es bei der geübten Praxis bleibt, dass die Ampeln auf der Udener Straße in verkehrsärmeren Zeiten zwar zunächst Rot zeigen, beim Heranfahren aber automatisch auf Grün umspringen, wenn aus den Nebenstraßen kein Grün angefordert wird? Diese Frage beschäftigt am Mittwochabend den Umweltausschuss.
Lippstadt – „Alles Rot für Sofort-Grün“ heißt diese Ampelschaltung im Verkehrsplaner-Deutsch. Das bedeutet, dass in verkehrsärmeren Zeiten grundsätzlich die Signale auf Rot stehen, aber die Anlage für die Udener Straße so geschaltet ist, dass Autofahrer, wenn in Bückeburger Straße oder Hellinghäuser Weg niemand wartet, beim Heranfahren an die Kreuzung automatisch Grün bekommen. Und zwar dann, wenn sie, wie Alfons Strümper sagt, Chef des Fachdienstes Straßenbau bei der Stadtverwaltung, mit den innerorts erlaubten 50 km/h auf die Ampel zufahren. Womöglich müsse man nur leicht abbremsen, könne dann aber bei der auf Grün umspringenden Ampel weiterfahren.
Soweit die Theorie.
Die FDP kritisiert dagegen in einem Antrag an den Ausschuss für Umwelt, Bauen und Verkehr (Mittwoch, 4. August, 18 Uhr, Realschul-Mensa am Dusternweg), diese in den Abend- und Nachtstunden praktizierte Schaltung führe zu „unerwarteten Stop- und Anfahrvorgängen, die den Verkehrsfluss hemmen und unnötig sind“.
Zudem trage dies zu überflüssigen Emissionen bei. Ein vor einer roten Ampel stehendes Auto stoße „acht bis zehn Mal mehr Schadstoffe aus als in Bewegung“, heißt es in dem Antrag der Liberalen. Ein besserer Verkehrsfluss ohne unnötige Stops diene somit auch dem Klimaschutz.
Schließlich weisen die Freien Demokraten noch darauf hin, dass Autofahrer – weil sie erwarteten, dass die Ampel kurzfristig umspringe – vermehrt bei Rot über die Kreuzung fahren würden.
Die FDP beantragt daher, den Ampeln an den Kreuzungen Bückeburger Straße und Hellinghäuser Weg zumindest zeitweise den Stecker zu ziehen und die vor einigen Jahren abgeschaffte Nachtabschaltung wieder einzuführen. Zudem solle in der Hauptrichtung, also Nord-Süd, „Dauer-Grün“ eingerichtet werden, solange bis Verkehrsteilnehmer etwa aus den Nebenstraßen ihrerseits Grün anfordern.
Die Verwaltung solle, so die FDP weiter, die Einrichtung einer „grünen Welle“ auf der Udener Straße an den beiden Einmündungen prüfen – „auch wenn die Knoten im Einzelnen dann nicht mehr optimal im Sinn der bisherigen Lichtsignalanlage-Untersuchung betrieben werden können“.
Zu Spitzenzeiten, etwa beim Berufsverkehr von Hella und Rothe Erde, werden die Ampeln koordiniert gesteuert, wie es seitens der Verwaltung heißt. Dann hat der Verkehr auf der Udener Straße Vorrang vor den Seitenstraßen. Das ist morgens von 7 bis 9 Uhr der Fall sowie am Nachmittag von 13.30 bis 17.30 Uhr.
Nachts, sprich: in der Zeit von 20 Uhr abends bis 6 Uhr in der Früh, laufen die Signalanlagen dagegen im „Alles Rot für Sofort-Grün“-Modus.
Unnötige Stops an einer Ampel will auch die Verwaltung, sowohl im Interesse eines besseren Verkehrsflusses als auch mit Blick auf den Umweltschutz, verhindern. Sie zieht aber andere Schlüsse als die FDP.
Nach Überzeugung von Fachdienstleiter Strümper ist die „Alles Rot für Sofort-Grün“-Schaltung „sinnvoll, damit nachts oder bei geringem Verkehrsaufkommen unnötige Anhaltevorgänge vermieden werden“. Zugleich werde dadurch sichergestellt, dass auch in diesem Zeitraum Fußgänger und Radfahrer die Straße gefahrlos überqueren könnten.
So wurde etwa auch an der Steuerung der Ampeln in Bückeburger Straße und Hellinghäuser Weg gedreht: Die sog. Belegzeit wurde hier auf zehn Sekunden verlängert. Erst wenn ein Auto länger auf der Kontaktschleife vor der Lichtzeichenanlage steht, wird Grün angefordert – und springt dann auf der Udener Straße das Signal auf Rot. Damit soll verhindert werden, dass Autofahrer, die die „Grüne-Pfeil-Regelung“ nutzen, unnötig Grün anfordern.
Strümper argumentiert weiter, dass nach den gültigen Regelungen Ampeln auch nachts in Betrieb sein sollten, um die Sicherheit im Verkehr zu gewährleisten. Polizei und Stadtjuristen würden sich daher auch für den 24-Stunden-Ampelbetrieb aussprechen.
Und die von der FDP ins Feld geführte Stromersparnis bei einer Nachtabschaltung sei „marginal“, wie es in der Sitzungsvorlage heißt. Die Kosten für den Nachtbetrieb lägen dank sparsamer LED-Technik bei gut 100 Euro im Jahr, so Strümper auf Patriot-Nachfrage. Gut angelegtes Geld, wenn es der Sicherheit dient, ist man im Stadthaus überzeugt.
Neu ist das Thema übrigens in den politischen Gremien nicht. Erst im August vergangenen Jahres war der Bau- und Verkehrsausschuss einstimmig der Empfehlung der Verkehrskommission gefolgt, die einige Jahre zuvor eingeführte Nachtabschaltung sowohl an der Udener Straße als auch in der Südstraße und an der Kreuzung Erwitter/Overhagener Straße wieder aufzugeben