Kunst, Krümel und Krawall: Der Internationale Museumstag in Lippstadt

pro Museum im Gespräch mit der Lippstädter Politik
v.l.: Klaus Marke (Linke), Brigitte Weiss (Vors. Fördrverein Stadtmuseum), Sabine Brölemann — Dahlhoff (Vors. Kulturrat LP), Sabine Pfeffer (SPD), Bürgermeisterkandidat Dr. Toben Terwey (FDP), Arne Moritz (Bürgermeister), Holger Künemund (Grüne), Marlis Stotz (SPD Landtag NRW), Michael Bruns (Linke mit Ehefrau), Bürgermeisterkandidat Alexander Tschense (parteilos), Manon von Ikier-Hoppe (Stadtmuseum).      

Es lag Streit in der Luft am Internationalen Museumstag auf dem Marktplatz in Lippstadt! Der einzige Tag im Jahr, an dem das Stadtmuseum mehr Besucher hat als das Parkhaus am Südertor. Und diesmal ist richtig was los – nicht nur in den Ausstellungen, sondern auch auf dem politischen Parkett. Denn während im Museum friedlich durch die Jahrhunderte flaniert wird, herrscht draußen der ganz normale demokratische Wahnsinn.

Thema des Tages? Die geplante Erweiterung des Stadtmuseums. Ein Projekt, das kulturbegeisterte Herzen von SPD, Bündnis 90/ Grünen, Die Linke, CDL und FDP höherschlagen lässt – und gleichzeitig bei der CDU für einen Anfall von Bürgerbegehrens-Lust sorgt. Oder wie manche sagen: ein elendliches Bürgerbegehren, das klingt, als hätte jemand das Wort „Museumerweiterung“ mit „mit Fake-News-Debatte“ verwechselt.

Und mittendrin: Bürgermeister Arne Moritz (CDU), der sich sichtlich unwohl fühlte, konfrontierte man ihn doch umgehend mit seiner Haltung gegen eine Museumserweiterung - trotz Ratsbeschluss!

FDP / CDL - Bürgermeisterkandidat Dr. Torben Terwey versuchte zu schlichten. Er stellte aber auch klar: „Was die Bürgerinitiative verbreitet, verzerrt die Fakten. Der Rat hat sich die Entscheidung nicht leicht gemacht und einen Kompromiss gefunden, der sowohl Verantwortung für die Entwicklung unserer Stadt als auch für den Schutz unserer Flächen übernimmt. Es wurde bewusst auf einen möglichst geringen Flächenverbrauch geachtet. Genau das ist auch verbindlich in der Ausschreibung verankert. Uns geht es um eine Lösung mit Augenmaß und Respekt.“

Vor den Augen der Presse gab sich Bürgermeister Arne Moritz plötzlich doch gesprächsbereit. Vielleicht ein neuer Start, doch noch einen gemeinsamen Kompromiss hinzubekommen? Wer weiß… 

„Vielleicht gibt es ja dann doch endlich Platz für die Stadtgeschichte in einem neuen Museum“, hofft Sabine Brölemann - Dahlhoff, Vorsitzende vom Kulturrat Lippstadt. 

Und irgendwo dazwischen steht das Museum selbst, hält einen alten Stadtplan von 1754 hoch und fragt sich leise: „Seit wann ist ein Museumsanbau ein Grund für einen politischen Kulturkampf?“

Der Clou: Am Museumstag selbst merkt man davon wenig. Familien schieben Kinderwagen an Vitrinen mit römischen Tonscherben vorbei, ein pensionierter Historiker hält einen Vortrag über Lippstädter Laternenpfosten im Wandel der Zeit, und die Museumsleiterin Dr. Christine Schönebeck, inzwischen semi-professionelle Mediatorin zwischen Geschichte und Haushaltspolitik, serviert Kaffee und Kuchen mit einem Lächeln, das mehr überstandene Bauausschüsse gesehen hat als mancher Altbürgermeister.

In der Sonderausstellung „Widerstand und Wandel – Streitkultur in Lippstadt“ liegt sogar schon ein Platzhalter frei: „Hier könnte bald ein Plakat vom CDU-Bürgerbegehren hängen – sofern es das kulturhistorische Niveau nicht gefährdet.“

Und so bleibt am Ende des Tages nur ein Fazit: Wer die Geschichte verstehen will, sollte sie nicht wegdiskutieren – sondern ihr lieber mehr Platz geben. Auch wenn’s weh tut. Besonders der Opposition.