Die Bundeswehr: Eine verstaubte Männerdomäne?

„Das soll hier kein trockener Frontalvortrag über die Strategeme der modernen Kriegsführung werden,“ so Gastrednerin Frau Hauptmann Sarah Mühlmeister. Rund 40 Frauen folgten dieses Mal der Einladung von Ladies Voice, einer Initiative der weiblichen FDP-Mitglieder aus Lippstadt, Erwitte und dem Kreis Soest.„Also stellen Sie mir gern auch persönliche Fragen!“ so Sarah Mühlmeister mit fester Stimme. Das ließen sich die Damen am vergangenen Donnerstagabend im Bistro Apotheke nicht zweimal sagen. Diskutiert wurde bei Ladies Voice das Thema „Frauen und die Bundeswehr! Neue Zeiten, neue Pflichten?“ Es ging um die Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen, die Arbeitsverteilung, Bundeswehr und Familie, Pro und Kontra, Zeit- oder Berufssoldat, der Einstieg und die Werdegänge.
„Was hat sie dazu bewogen vor 12 Jahren in den Wehrdienst zu gehen?“ so Angela von Wengersky, Mitveranstalterin von Ladies Voice.
Frau Hauptmann Mühlmeister wusste bereits im Abitur, dass sie zur Bundeswehr geht. Die Kameradschaft, der individuelle und ständig wechselnde Dienstalltag so wie die Tatsache körperlich und auch geistig an seine Grenzen zu kommen haben Mühlmeister überzeugt in den Dienst einzutreten und dabei an ihre Grenzen zu gehen. Sie würde jedoch nicht für die Bundeswehr werben, so die Fachfrau. Denn der Wehrdienst sei nicht für jedermann geeignet.
„Momentan liegt der Frauenanteil bei ca. 13 %, aber unser Ziel ist 15%!“ so Frau Hauptmann Sarah Mühlmeister. Manhat die Möglichkeiten Familie und Arbeit durch Teilzeitmodelle oder passende Werdegänge miteinander zu vereinbaren. Es gibt Kasernen-kindergärten und viele Berufsmodelle mit Gleitzeit und individuell eingeteilten Arbeitszeiten. Allerdings wird man für einen möglichen Kampfeinsatz ausgebildet und daran wird man tagtäglich erinnert.
„Der größte Frauenanteil liegt nach wie vor im Sanitärbereich bei fast schon 50% und der Kleinste im Heer bei 8%“ was auch anatomisch zurückzuführen ist. „Ca 60 Kg inclusive Ausrüstung mit Waffe, Rucksack und Uniform schaffe selbstich nicht!“ Lacht Frau Hauptmann unsere Kraft liegt in der Empathie und damit können wir im Einsatz punkten, daher haben Frauen an Friedensverhandlungen einen großen Einfluss.
Die Sorge der sexuellen Belästigung war ebenfalls ein großes Thema unter den Ladies „Es gibt nicht mehr oder weniger sexuelle Belästigung wie in anderen Berufen und Konzernen auch“ so Mühlmeister, nur werden Soldaten doppelt bestraft, sowohl zivil aus auch militärisch. Sie habe in ihrer 12-Jährigen Laufbahn jedoch nie etwas erlebt oder mitbekommen.
„Dennoch ist die Bundeswehr in vielerlei Hinsicht noch verstaubt und veraltet“ so Mühlmeister.
Wir hängen Jahrzehnte hinterher und plötzlich stellen wir fest das Entwicklungen viel zu lange und Europa nur als Ganzes funktioniert. Die Länder sind abhängig voneinander und müssen schlichtweg mehr zusammenarbeiten. Englisch ist unter anderem eine Grundsprache in der Ausbildung und somit ist wenigstens die Verständigung zwischen den Ländern gegeben. Aber in Sachen Entwicklung ist noch viel Luft nach oben.